Zeitzeugengespräch zum Untergang des Sozialismus
Am Freitag, den 25.03.2022, fand organisiert von Frau Dr. Haustein in den Grund- und Leistungskursen der 12. Klasse ein Expertengespräch in der Aula statt. Die Schüler durften Jan Sicha – einen Studentenführer während der „Samtenen Revolution“ 1989 – und Wolfram Tschiche, einen DDR-Bürgerrechtler und Philosoph, treffen.

In dem Gespräch mit Herrn Tschiche und Herrn Sicha ging es jedoch nicht nur um die Vergangenheit: neben dem Untergang des Realsozialismus und der UdSSR ging es auch darum, wie noch heute historische Konstruktionen verwendet werden, um Konflikte wie den Ukraine-Krieg zu rechtfertigen. Dabei wurde zunächst unser bereits vorhandenes Wissen zu Themen, wie die Oktoberrevolution, den Ostblock oder auch Stalin auf die Probe gestellt, doch Herr Sicha und Herr Tschiche erzählten uns auch, wie sie selbst in der Schule das Ziel von Propaganda wurden: sie schilderten uns u. a., wie sie damals auf den „großen vaterländischen Krieg“ vorbereitet wurden, um sich gegen den Kapitalismus zu verteidigen. Immer wieder machten sie deutlich, wie die Bewertung der Vergangenheit von der Perspektive abhängt. So berichteten die Referenten von Massenerschießungen und Zwangsarbeit in der Sowjetunion, von der Unterdrückung der „Kulaken“ und davon, wie all das mit dem angeblichen Beginn eines neuen Zeitalters gerechtfertigt wurde. Ähnliches galt für die Erinnerung an Gorbatschow: im Westen ein Held, der den Kalten Krieg beendete, im Osten ein Verräter. Das Gespräch zeigte: die Bewertung von Geschichte ist stets subjektiv, und es liegt an uns selbst, eine Verzerrung der Ereignisse rechtzeitig zu erkennen und nicht der einfachsten Antwort zu glauben.
Margarete Grunske, LK GE 20 / 1