Gedenkstättenfahrt Klasse 10
Unsere Reise begann am frühen Morgen in Cottbus, wo wir uns gemeinsam mit dem Zug auf den Weg nach Ravensbrück machten. In Berlin trafen wir dann auf unseren norwegischen Austauschschüler. Nach der Ankunft bezogen wir zunächst unsere Zimmer in der Jugendherberge in der Nähe der Gedenkstätte. Anschließend standen Kennlernspiele auf dem Programm. Diese war besonders wichtig, da uns in den kommenden Tagen ernste Themen und bewegende Erlebnisse bevorstanden. Der erste Abend verlief ruhig und diente als Einstimmung auf die gemeinsame Fahrt.
Am nächsten Tag stand der Besuch der Gedenkstätte Ravensbrück im Mittelpunkt. Das ehemalige Frauenkonzentrationslager war einer der größten Haftorte während der NS-Zeit. In Gruppenarbeiten und an verschiedenen Stationen setzten wir uns mit der Geschichte auseinander und lernten unterschiedliche Aspekte des Lagerlebens kennen. Besonders eindrucksvoll war es, auf dem Gelände zu stehen und die noch erhaltenen Gebäude zu sehen. Die Vorstellung, dass hier einst tausende Frauen unter unmenschlichen Bedingungen leben und arbeiten mussten, löste Betroffenheit aus. In den Gruppen tauschten wir unsere Eindrücke aus und stellten fest, dass jeder andere Schwerpunkte wahrnahm: Während die einen vor allem die Grausamkeit der Bedingungen beschäftigte, waren andere tief berührt von den persönlichen Schicksalen einzelner Häftlinge. Schon an diesem Tag wurde uns klar, dass die Fahrt nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch sehr emotional prägt.
Am dritten Tag führte uns die Reise nach Berlin zur Gedenkstätte Plötzensee, einem ehemaligen Hinrichtungsort. Dort wurden während der NS-Zeit zahlreiche Menschen getötet, die Widerstand gegen das Regime leisteten. Um die Inhalte intensiver zu erleben, teilten wir uns in zwei Gruppen. Während die erste Gruppe den „Path of Remembrance“ entlangging, erhielt die zweite eine Einführung von einem Guide, der uns Hintergrundinformationen und persönliche Geschichten näherbrachte. Anschließend tauschten die Gruppen ihre Rollen, sodass jede und jeder beide Stationen durchlief. Besonders eindrucksvoll war die Mischung aus eigenständigem Erkunden und geführter Reflexion. Der Tag endete mit einer gemeinsamen Andacht, die uns half, die Erlebnisse in Ruhe nachklingen zu lassen und über den Mut derjenigen nachzudenken, die trotz der drohenden Strafe Widerstand leisteten.
Zurück in Ravensbrück widmeten wir uns am vierten Tag erneut der Gedenkstätte. Es bestand die Möglichkeit, entweder an sportlichen Aktivitäten teilzunehmen oder das Gelände selbstständig noch einmal genauer zu erkunden. Viele entschieden sich für Letzteres, da die Eindrücke der vorherigen Tage dazu anregten, offene Fragen zu vertiefen. Mit dem Wissen, das wir bereits gesammelt hatten, konnten wir die Bedeutung vieler Orte noch bewusster wahrnehmen. Am Abend versammelten wir uns am Nationendenkmal zu einer feierlichen Andacht. Gemeinsam legten wir Blumen nieder, um der Opfer zu gedenken. Dieser Moment war besonders bewegend, da uns klar wurde, wie viele Nationen an diesem Ort verbunden sind und gemeinsam erinnern.
Am letzten Tag traten wir die Heimreise an, unterbrachen unsere Fahrt jedoch für einen Zwischenstopp in Berlin. Dort besuchten wir das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten Sinti und Roma Europas. Das Denkmal, mit einem stillen Wasserbecken und einer täglich niedergelegten Blume, wirkte schlicht, aber zugleich sehr eindrucksvoll. Es machte uns noch einmal deutlich, dass die Verbrechen der Nationalsozialisten viele verschiedene Menschengruppen
betrafen. Nach diesem letzten Programmpunkt setzten wir die Rückfahrt fort und erreichten am Nachmittag wieder Cottbus.
Rückblickend war die Fahrt eine sehr prägende Erfahrung. Sie vermittelte uns nicht nur historische Fakten, sondern auch einen tiefen emotionalen Zugang zur Geschichte. Durch die Mischung aus Gruppenarbeit, geführten Besichtigungen, eigenständigem Erkunden und gemeinsamen Andachten konnten wir die Orte und ihre Bedeutung auf unterschiedliche Weise wahrnehmen. Besonders eindrucksvoll war, dass Geschichte hier nicht abstrakt blieb, sondern durch die Schicksale, die Orte und die Rituale des Gedenkens greifbar wurde. Diese Tage haben uns eindrücklich gezeigt, wie wichtig das Erinnern ist und dass es unsere Aufgabe bleibt, die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

