Gedenkstättenfahrt nach Krakau der Jahrgangsstufe 10

Vom 29. August 2022 bis zum 02. September 2022 reiste die Jahrgangstufe 10 im Rahmen der Gedenkstättenfahrt nach Krakau. Den Jugendlichen sollten die Auswirkungen des Nationalsozialismus deutlich gemacht werden. Als Vorbereitung dazu fand bereits am Freitagabend zuvor, dank der Organisation von Frau Nicole Nocon, ein virtuelles Gespräch mit der 92-jährigen Auschwitzüberlebenden Rose Schindler und ihrem Sohn Steven Schindler, die seit 1954 in den USA leben, statt. Dabei erzählte uns Rose Schindler aus ihrem gesamten Leben. So gab sie uns Einblicke von ihrem Leben vor der Deportation, der Zeit im Außenlager Birkenau, der Möglichkeit, in einer Fabrik zu arbeiten, anstatt weiter im Konzentrationslager zu sein und schließlich von der Befreiung und dem Leben danach.

Mit diesem Hintergrundwissen kamen wir am Montagnachmittag nach 7-stündiger Fahrt in unserem Krakauer Hostel an und bezogen unsere Zimmer. Anschließend hatte jede/r die Möglichkeit, die wunderschöne Krakauer Altstadt zu erkunden. Dabei fiel uns auf, dass in der Innenstadt kaum Folgen des Krieges zu erkennen sind. Tags darauf erfuhren wir, dass dies aus den wenigen Kriegshandlungen und der schnellen Kapitulation Krakaus resultiert. In Gruppen nahmen wir an einem deutschsprachigen Rundgang auf den Spuren von Oskar Schindler und der jüdischen Geschichte teil. Dabei besuchten wir das jüdische Viertel und die als eine der wichtigsten Pilgerstätten der Juden bekannte Remu-Synagoge mit Friedhof in Kazimierz. Am Mittwoch führten wir einen Rundgang durch das ehemalige Krakauer Ghetto „Podgorze“ durch und hatten eine Führung im Museum von Oskar Schindler (ehemalige Fabrik Emalia). Hierbei wurde uns bewusst, wie heldenhaft Oskar Schindler etwa 1200 Juden und Jüdinnen vor dem sicheren Tod durch die Deutschen Besatzer rettete. Am Donnerstag konnten wir die Schrecken der Nationalsozialisten mit eigenen Augen, bei einer deutschsprachigen Führung in der Gedenkstätte Auschwitz Stammlager und im Außenlager Birkenau, sehen. Während des Besuches in der Gedenkstätte wurde uns klar, welches Leid und welche Qual die Juden und Jüdinnen in der Zeit des Nationalsozialismus erleiden mussten. Dabei schockte uns die Größe und Weitläufigkeit des Lagers. Besonders bewegte uns aber der Anblick der Baracke 25, in der Rose Schindler zeitweilig selbst untergebracht war und der eines toten Schmetterlings in der sogenannten „Todesbaracke“ 26, in der Frauen, meist schon ohne Kleidung und ohne Essen, ausharren mussten und auf den Tod warteten, da sie wussten, dass sie in wenigen Stunden vergast werden sollten. Der tote Schmetterling erinnerte uns an das „Butterfly Project“ und das uns darin vorgestellte Gedicht von Pavel Friedmann, ein in Prag geborener Jude, der am 29. September 1944 im Alter von 23 Jahren im Lager Auschwitz-Birkenau umgebracht wurde und in dem es heißt:

“Only I never saw another butterfly.

That butterfly was the last one,

Butterflies don’t live in here,

In the ghetto.“

Zu Deutsch:

Nur habe ich nie einen anderen Schmetterling gesehen. Dieser Schmetterling war der letzte. Schmetterlinge leben hier nicht, im Ghetto.

Nur circa 10 – 12% der Menschen jüdischen Glaubens aus Krakau überlebten. In der Zeit der Nazi-Diktatur lebten damals ca. 70 000 Juden*innen in Krakau. Heutzutage sind es nur noch geschätzt 160 Juden*innen.

Mithilfe des Zeitzeugengesprächs mit Rose Schindler und der Gedenkstättenfahrt nach Krakau konnten wir ein besseres Verständnis für das Ausmaß der Gräueltaten im Dritten Reich bekommen.

Wir bedanken uns bei Frau Heinemann, Herrn Käske und Herrn Ruhner für die Organisation und Begleitung bei dieser Fahrt und wünschen allen weiteren Schüler*innen unseres Gymnasiums, dass ihnen diese Erlebnisse und Eindrücke nicht verwehrt bleiben.

Abschließen möchten wir mit den Worten von Rose Schindler, die sie uns mit auf unseren Weg gab:

„Never give up hope – tomorrow will be a better day!”

Geschrieben von Nora Rempe und Clemens Wuschech.

Ähnliche Beiträge